Projektpraktikum in La Gamba
| 07. Februar 2011Die Exkursionsgruppe ist mittlerweile in La Gamba eingetroffen, der Tropenstation der Universität Wien im costaricanischen Regenwald. Hier wird ein fünftägiges Projektpraktikum absolviert. Lesen Sie hier mehr über den Regenwald der Österreicher im Nationalpark "Piedras Blancas", die Essgewohnheiten der "Ticos" und warum rund um La Gamba so viel Niederschlag fällt.
Tag 3: Durch den Regenwald
Wir erkunden gemeinsam mit Werner Huber die Umgebung der Tropenstation La Gamba. Der Regenwald im Nationalpark "Piedras Blancas" ist ein Primärregenwald, d.h. ein Regenwald, der noch nicht vom Menschen beeinflusst wurde. Aufgrund des Niederschlagsreichtums in dieser Region konnte sich eine enorme Artenvielfalt entwickeln, die teilweise endemisch ist (also nur hier vorkommt). An Wasser mangelt es den Pflanzen nicht, jedoch an Nährstoffen und Licht im und am Boden.
Um an diese lebensnotwendigen Ressourcen zu gelangen, entwickeln Pflanzen verschiedenste Überlebensstrategien. Eine Möglichkeit, dem Licht näher zu kommen, ist hoher Wuchs, wie es z.B. Urwaldriesen machen. Hingegen machen sich sogenannte Aufsitzerpflanzen (Epiphyten) wie Lianen oder Bromelien andere Pflanzen zu Nutze, um nach oben ans Licht zu gelangen.
Humussammelnde Pflanzen wiederum holen sich ihre Nährstoffe aus herunterfallenden Blättern: Das Laub wird durch trichterförmige Blätter zum Stamm geführt, wo Wurzeln die Substrate aufnehmen. So können sie zwar nicht hoch wachsen, aber ihr Überleben ist gesichert. Aber nicht nur die Ressourcenfrage macht den Regenwaldpflanzen das Leben schwer, sondern auch Wetterextrema wie intensive Niederschläge bzw. starke Winde, die Bäume zu Fall bringen können. So entstandene Lichtungen (Gaps) brauchen Jahrzehnte, um wieder zuzuwachsen.
Klimaforschung in den Tropen
Rund um La Gamba haben wir heute insgesamt vier Klimastationen aufgestellt. Die beiden im Messgarten der Tropenstation dienen dem Vergleich der Feuchtesensoren und zur Erfassung des Strahlungseinflusses durch die unterschiedlichen Farben der Messgeräte. Zwei weitere installierten wir am Nachmittag in der Umgebung von San Vito, um den Hangwind zu messen.
Im Allgemeinen sind die Klimaeigenschaften des Landes an die Orographie und die Land-Meer-Verteilung gebunden. Im Osten kommt es auf Grund des Nordostpassats zu Stauniederschlägen entlang der Cordillera Central und Cordillera Talamanca, weshalb hier das ganze Jahr über sehr viel Regen fällt. Der Nordwesten des Landes hingegen ist trockener, heißer und hat ausgeprägte Regen- und Trockenzeiten. Letztere gibt es auch im Südwesten, dort ist es aber wesentlich feuchter als im Norden.
Wir vermuten, dass die Gebirgsketten die Passatwinde teilweise blockieren und die Luft dazu zwingen, die Gebirgsketten zu umströmen, weshalb der Seewind im Südwesten des Landes stärker ausgeprägt sein dürfte. Das Wasser der Bucht im Südwesten des Landes, im Golfo Dulce, ist relativ warm und feuchtet die Luft darüber laufend an. Der Seewind trägt diese feuchte Luft landeinwärts. Sie steigt am südlichen Gebirgskamm auf, was das Niederschlagsmaximum in der Umgebung von La Gamba erklärt.
Tag 4: Exotische Früchte
Wie jeden Morgen weckt uns nicht der Wecker, sondern lautes, exotisches Vogelgezwitscher. Die Morgentemperaturen liegen bei angenehmen 23° C.
Heute erwartet uns ein etwas beschaulicheres Programm: Wir besuchen den "Paradise Tropical Garden", der von Don Robert betrieben wird.
Schon der Weg dorthin ist ein Abenteuer, speziell die Brücken erfordern das gesamte Geschick unseres Chauffeurs Alejandro. Don Robert, ein liebenswürdiger, älterer Amerikaner, lebt seit 1964 in Costa Rica und hat seinen "Obstgarten" – der eigentlich eine Mischung aus einer riesigen, parkähnlichen Anlage und einer Plantage ist – in der Nähe von Rio Claro. Nach der Besichtigung, ausgiebigen Verkostung verschiedener exotischer Früchte und dem Mittagessen hören wir einen Vortrag über Heilkunde und medizinische Anwendung von Kräutern und Pflanzen der Region.
Gestärkt mit diesem Wissen und einem gemeinsamen Abschiedsfoto machen wir uns auf den Weg, um unsere Messgeräte am Passo Real und in San Vito, die wir an den Vortagen aufgestellt haben, wieder abzubauen. Bevor wir den ersten Aufstellort erreichen, schätzen wir noch die aktuelle Temperatur und Luftfeuchte: Jede/r Studierende gibt eine Wertung ab. Mit 33,6°C und einer Luftfeuchte von 52 % gewinnt Exkursionsteilnehmerin Johanna den Wettbewerb.
Auf der Weiterfahrt nach San Vito, unserem zweiten Aufstellort, fahren wir entlang der Grenze zu Panama durch ein landschaftlich beeindruckendes Gebiet. In San Vito können wir außerdem auch noch "Tres Leches" – einen Kuchen, getränkt mit süßer Milch und herrlicher Oberscreme – erstehen.
Warten auf den Regen
Wie am Vortag fällt auch heute unmittelbar nach San Vito Nebel ein und begleitet uns bis knapp vor Ciudad Neilly. Sehnsüchtig warten wir auf unseren ersten tropischen Regenschauer – aber dieser lässt auf sich warten. Nach dem Abendessen halten die Studierenden noch einen Vortrag über das Phänomen El Nino und die Nebelbildung in den Tropen. Anschließend ist Bettruhe angesagt, da wir morgen um 4.45 Uhr aufstehen müssen. Aber mehr dazu im nächsten Bericht ...