Sprachenlernen, Musizieren, Netzwerken
| 29. Januar 2020Warum zum Semesterstart nicht nur der Blick ins Vorlesungsverzeichnis lohnt, sondern auch in das Kursangebot und die Communities rund ums Studium, weiß Nicola Kraml, die neue Geschäftsführerin des Innovationszentrums der Universität Wien.
uni:view: Warum raten Sie Studierenden zu "Zusatzangeboten" in ihrer Freizeit?
Nicola Kraml: Neben dem Besuch von Lehrveranstaltungen auch andere Angebote der Uni Wien wahrzunehmen, lohnt sich ganz bestimmt: Einerseits bieten sie einen guten Ausgleich zum jeweiligen Curriculum, anderseits eine wunderbare Gelegenheit, Freundschaften zu knüpfen, unkompliziert Skills aufzubauen, die sich dann auch im CV gut machen, oder auch günstige oder oft sogar kostenlose Möglichkeiten, Kunst und Kultur zu genießen.
Zeit für Wir-Gefühl: Parallel zum Studium an der Universität Wien bieten die #univie Communities die perfekte Gelegenheit, sich zu vernetzen, Neues zu lernen oder auf den Job vorzubereiten. Neugierig geworden? Die #univie Communities auf einen Blick und Infos zu den verschiedenen Angeboten rund ums Studium an der Uni Wien finden Sie hier.
uni:view: Warum ist insbesondere Sprachenlernen wichtig?
Kraml: Sprache war schon immer eine Kernkompetenz, nicht umsonst hat Maria Theresia bereits in der Monarchie erstsprachlichen Unterricht in Volksschulen eingeführt. Sprache ist ein wichtiger Schlüssel – während des Studiums, auf dem internationalen Arbeitsmarkt, aber auch für die Teilhabe innerhalb eines demokratischen Rechtsstaats. Ich denke an Menschen in Österreich, die eine andere Erstsprache als Deutsch haben – um zu verstehen, was Nationalratswahlen sind oder für Fragen der Mitgestaltung braucht es ein hohes Maß an Sprachkompetenz. Sprache macht aber auch einfach Spaß: Wien ist eine Stadt, die durch Migration lebt und am Leben erhalten bleibt. Es macht Freude, in der Straßenbahn beispielsweise Tschechisch zu hören und ein paar Sätze anbringen zu können.
uni:view: Sie selbst haben Deutsch und Englisch auf Lehramt studiert und anschließend den Lehrgang Bildungsmanagement absolviert – von welchen Erfahrungen und Skills aus Ihrer Studienzeit profitieren Sie heute am meisten?
Kraml: Ich habe aus meinem Studium, aber auch den nachfolgenden Jahren in der Lehre einiges mitgenommen: Ich weiß, wieviel es braucht, um eine Fremd- oder Zweitsprache zu lernen, kenne aber ebenso die Herausforderungen, vor denen Lehrpersonen stehen. Ich habe also Empathie für beide Seiten, das ist in meiner jetzigen Position als Geschäftsführerin des Innovationszentrums ganz wichtig. Der Lehrgang Bildungsmanagement hat mir Grundlagen, etwa rechtliche Vorgaben oder Finanzmanagement, gelehrt. Diese Mischung aus Theorie und Praxis war eine super Kombination für mich.
uni:view: Über sechs Jahre haben Sie das Sprachenzentrum der Universität Wien geleitet. Im Oktober 2019 kam die Geschäftsführung des Innovationszentrums dazu. Warum der "Tapetenwechsel"?
Kraml: Es hat mich gereizt, mehr umsetzen und gestalten zu können. Und ich gebe zu, ein bisschen kam bei der Entscheidung auch mein Feminismus durch. Ich prangere häufig an, dass zu wenige Frauen auf Führungsebene zu finden sind. Als sich dann für mich die Möglichkeit ergeben hat, dachte ich mir: "Man kann nicht immer nur jammern, man muss die Dinge auch in die Hand nehmen." Natürlich ist vieles neu, aber das ist ja keine Rocket Science – das kann man alles lernen und das mache ich gerade!
Das Sprachenzentrum der Universität Wien bietet u.a. Kurse für 30 verschiedene Sprachen auf unterschiedlichen Niveaus, Kursangebote für Erasmus-Studierende und English for Specific Purposes an. Noch bis 25. Februar 2020 kann man sich für Semesterkurse (einmal pro Woche ab 9. März 2020) anmelden (zum Online-Test: "Welcher Kurs passt zu mir?"). Am Blog Lebendige Sprachen gibt es monatlich neue Beiträge zum Thema Sprachenlernen. Interessierte, die eine ihrer Sprachen im Tausch gegen eine andere anbieten möchten, können sich in die Sprachenlernbörse des Sprachenzentrums eintragen.
uni:view: Welche Innovationen haben Sie für das Innovationszentrum im Gepäck?
Kraml: Momentan stecke ich ganz viel Energie in die strategische Planung: Welche Sprachkurs- und Prüfungsangebote setzen wir zusätzlich? Wie können wir unsere bestehenden Angebote verbessern? Oder welche Synergien gibt es zwischen den Geschäftsbereichen? Auch das Sprachkursangebot des Sprachenzentrums soll erweitert werden, um gezielt Personen zu unterstützen, die eine andere Erstsprache als Deutsch haben, diese aber nie systematisch erlernt haben. Wir hören immer wieder von Studierenden, die ihre Familiensprache als Bildungssprache studieren und dann erstaunt sind, dass sie bei Prüfungen schlecht abschneiden. Man kann vielleicht mit der Oma parlieren, es fehlt aber das bildungssprachliche Niveau. Wir sehen da konkreten Bedarf für die Sprachen Arabisch, Russisch oder Türkisch und sind gespannt, wie die Angebote angenommen werden.
uni:view: "Für welche Sprache schlägt dein Herz?" – so lautet die erste Frage im "Sprachkompass" des Sprachenzentrums, der eine Entscheidungshilfe für Unentschlossene sein soll. Wie lautet Ihre Antwort auf diese Frage?
Kraml: Um diplomatisch zu bleiben: Mein Herz schlägt für alle Sprachen (lacht). Sprachenreichtum und Sprachenvielfalt sind wichtig und ich freue mich, mit meiner Tätigkeit ein Stückchen zum Erhalt dieser beitragen zu können. Ich hadere ein wenig damit, dass ich in den letzten Jahren so wenig für meine eigenen Sprachkenntnisse tun konnte: Ich muss dringend mein rudimentäres Tschechisch auf Vorderfrau bringen, mein Spanisch polieren und auch Englisch spreche ich nicht ganz so oft, wie ich es gerne würde. Es ist schwer, mehrere Sprachen gleichzeitig zu lernen und dran zu bleiben. Ich ziehe meinen Hut vor unseren Teilnehmer*innen, die zum Teil sogar mehrmals die Woche kommen und so viel Energie in ihr Sprachenlernen stecken.
uni:view: Danke für das Gespräch! (hm)
Nicola Kraml studierte Deutsch und Englisch auf Lehramt an der Universität Wien und absolvierte den Lehrgang Bildungsmanagement am bifeb. 2013 übernahm sie die Leitung des Sprachenzentrums der Universität Wien und ist seit Oktober 2019 Geschäftsführerin des Innovationszentrums. Sie steht auch nach wie vor noch mit einem Bein in der Lehre: In der Lehrveranstaltung "Projektunterricht" bereitet sie DaF/DaZ Studierende auf den Unterricht im Ausland vor und ist verantwortlich für das Modul Grammatik des Lehrgangs "Deutsch als Fremd und Zweitsprache unterrichten" am Postgraduate Center der Universität Wien – für sie ein "wichtiger Kontaktpunkt mit den Studierenden".