Nino Tomaschek: Weiterbildung als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis
| 28. Mai 2013Das Postgraduate Center der Universität Wien wurde 2008 gegründet. Im Interview mit "uni:view" spricht Leiter Nino Tomaschek u.a. über die Aufgaben des Centers, Weiterbildung sowie Karriereverläufe und verrät, dass man ihn am Wochenende überwiegend im Garten antrifft.
uni:view: Was ist das Postgraduate Center der Universität Wien?
Nino Tomaschek: Wir sind das Kompetenzzentrum für Weiterbildung und Lifelong Learning, d.h. wir sind für alle Weiterbildungsprogramme und -studiengänge an der Universität Wien zuständig. Wir sind überfakultär, also für alle Fachrichtungen verantwortlich, und entwickeln gemeinsam mit den WissenschafterInnen die Programme und vermarkten sie.
uni:view: Anfang Jänner 2013 wurde das Postgraduate Center als Dienstleistungseinrichtung (DLE) in die Organisationsstruktur der Universität Wien eingegliedert. Hat sich durch diese organisatorische Umstellung etwas für Sie geändert?
Tomaschek: Im Außenauftritt wenig. Wir sind auf dem Weiterbildungsmarkt von Anfang an als starke Marke aufgetreten, denn wir konkurrieren ja mit den anderen nationalen und internationalen Anbietern. Eigentlich hat sich auch nach "innen" hin wenig geändert, da wir von Beginn an dem Rektorat unterstellt waren. Vielleicht hat man als DLE den Vorteil, im Haus (noch) sichtbarer zu sein.
Nino Tomaschek mit einigen seiner MitarbeiterInnen. Insgesamt arbeiten derzeit 30 MitarbeiterInnen am Postgraduate Center. (Foto: Pflügl) |
---|
uni:view: Sie haben selbst an der Universität Wien Philosophie, Deutsche Philologie und Soziologie studiert und anschließend auch promoviert. Ist es ein Vorteil, das Haus auch aus der Studierendenperspektive zu kennen?
Tomaschek: Sicher. Ich habe eine hohe Identifikation mit der Universität Wien und bin überzeugt, dass es eine wirklich herausragende Institution im internationalen Kontext ist, für die es sich zu arbeiten lohnt. Das war für mich auch ein wesentlicher Grund, wieder nach Österreich zurückzukehren.
uni:view: Sie haben Ihren Auslandsaufenthalt angesprochen. 2003 gingen Sie als Geschäftsführer und Programmleiter eines Executive MBAs an das Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer (ZWW) der Universität Augsburg. Wie kommt man von der Philosophie zum Thema Weiterbildung?
Tomaschek: In der Philosophie hat mich immer die Systemtheorie interessiert – insbesondere anwendungsorientiert zur Umsetzung in Unternehmen. Ich wollte stets einen Job haben, der im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Praxis steht. So habe ich während meiner wissenschaftlichen Ausbildung schon für Unternehmen gearbeitet und unterschiedlichste Weiterbildungen – u.a. in Coaching und Projektmanagement – absolviert und von 2000 bis 2001 den berufsbegleitenden "Master of Advanced Studies in Human Resources Management and Organization Development" angeschlossen. Während meiner Tätigkeit an der Universität Augsburg habe ich mich dann im Bereich System- und Wissenschaftstheorie mit dem Fokus auf Veränderungsprozessen in Unternehmen habilitiert.
uni:view: Inwiefern nützt Ihnen Ihr philosophischer Background bei der Arbeit?
Tomaschek: Er hilft mir bei vielen meiner Tätigkeiten, in denen es oft wichtig ist, flexibel zu denken und zu überlegen, wie Neues entstehen kann und welchen Beitrag Weiterbildung bzw. Lifelong Learning dabei spielt.
uni:view: Ich kann mir also durch mein Studium bestimmte Soft Skills aneignen, die ich in zahlreichen Arbeitsfeldern nutzen kann?
Tomaschek: Ja, es ist für mich vollkommen klar, dass ich mit einem bestimmten Universitätsabschluss auch in einer ganz anderen Branche arbeiten kann. Diese Durchlässigkeit habe ich vor allem im angloamerikanischen Raum kennengelernt. Der Markt zeigt uns, dass es notwendig ist, dass sich dieses Denken auch hierzulande durchsetzt.
uni:view: Wie trägt das Postgraduate Center dazu bei?
Tomaschek: Der Großteil unserer Programme ist interdisziplinär angelegt und kann aus den unterschiedlichsten Studienrichtungen heraus absolviert werden. Wir können damit der Flexibilität des Arbeitsmarkts und persönlichen Lebenswegen gerecht werden. Durch enge Vernetzungsarbeit mit Unternehmen, Organisationen etc. wissen wir, welche Berufsfelder und Kompetenzen in den nächsten Jahren auf dem Arbeitsmarkt gefragt sein werden. Und durch unsere Zusammenarbeit mit den WissenschafterInnen der Universität Wien sind wir am Puls der Forschung. Hier kann der Bereich Weiterbildung ein Beitrag dazu sein, als moderne Universität aufzutreten.
Der YouTube-Channel des Postgraduate Center beinhaltet u.a. kurze Videos zu verschiedenen Weiterbildungsangeboten der Universität Wien. Dort findet sich auch der Imageclip des Zentrums. |
---|
uni:view: Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit besonders?
Tomaschek: Mit unserem Zentrum eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis zu sein. Zudem macht mir die Arbeit mit meinem Team wirklich großen Spaß, da wir alle motiviert sind und ein gemeinsames Ziel verfolgen: die Weiterbildung an der Universität Wien auszubauen.
uni:view: Abseits von der Arbeitswelt: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich gesetzt?
Tomaschek: Ich möchte mehr Zeit mit meinen Kindern, die drei, fünf und sieben Jahre alt sind, verbringen. Gerade meine letzten zehn Jahre waren recht turbulent, und ich genieße die Zeit mit ihnen sehr.
uni:view: Welchen Ausgleich schaffen Sie sich zu ihrem Beruf?
Tomaschek: Ich bin leidenschaftlicher Gärtner und habe das Glück, einen relativ großen Garten zu besitzen. Vom Holzhacken bis zum Pflegen des Gemüsebeets: Am Wochenende bin ich die meiste Zeit in Arbeitsmontur anzutreffen.
uni:view: Und zu guter Letzt bitte ein Tipp: Was würden Sie Studierenden für ihre Karrieren raten?
Tomaschek: Den eigenen Leidenschaften zu folgen und auf die eigenen Stärken zu fokussieren, d.h. sich zu überlegen: Was mache ich gerne und worin bin ich gut? Ich glaube, dass es die klassisch geplanten Karrieren nicht gibt. Die wirklich erfolgreichen und glücklichen Menschen sind jene, die sich selbst verwirklicht haben. Dazu kann Weiterbildung einen Beitrag leisten. (mw)