Ein Lautsprecher wie ein Elefant
| 05. August 2015Für ihre Forschungen zur Lautkommunikation von Elefanten haben die KognitionsbiologInnen Angela Stöger-Horwath und Anton Baotic von der Universität Wien einen überdimensionalen Lautsprecher im Addo Elephant National Park aufgestellt. Für uni:view berichten sie wöchentlich von ihren Fortschritten.
Im Rahmen unseres FWF-geförderten Forschungsprojekts untersuchen wir, welche phänotypischen Informationen in Lauten von Afrikanischen Elefanten enthalten sind – sprich, was seine "Stimme" über das Tier, sein Alter, seine Größe, sein Geschlecht usw. verrät – und welche biologische Relevanz diese Informationen haben. Unser spezieller Schwerpunkt liegt dabei auf den tieffrequenten Lauten von Bullen: Männliche Elefanten kommunizieren nämlich sehr häufig im sogenannten "Infraschall-Bereich", einem Frequenzbereich, der unterhalb der menschlichen Hörschwelle liegt.
Die Besonderheit unseres Projekts liegt in der technischen Durchführung: Das Erzeugen von tieffrequenten Lauten hängt nämlich stark mit der Größe und Masse der Tiere zusammen, und daher braucht es viel Energie und einen großen Resonanzkörper, um die tiefen Töne nachstellen zu können. Wir wollen die Elefanten nämlich mit Aufnahmen ihrer Artgenossen beschallen und ihre Reaktionen darauf dokumentieren. Unser "digitaler Elefant" ist ein 200 Kilogramm schwerer, speziell für uns angefertigter Subwoofer im Ausmaß von 118 cm x 98 cm x 172 cm. Mit seiner Hilfe werden wir in den nächsten Wochen im Addo Elephant National Park das Lautkommunikationssystem der Tiere näher untersuchen.
Weil er so groß ist, müssen wir den Lautsprecher bis zum Abtransport am Gang des Departments für Kognitionsbiologie lagern – er passt durch keine normale Tür! – aber dementsprechend gering ist auch die Gefahr, dass ihn jemand so einfach stibitzt.
Eine logistische Herausforderung: Wie bekommt man einen XXL-Lautsprecher samt Zubehör von Wien nach Port Elizabeth – und von dort zu den Elefanten im Nationalpark? Per LKW und Flugzeug, und mit Hilfe des Logistikunternehmens Logwin, das wir für dieses heikle Unterfangen haben beauftragt haben. Denn das hochsensible Gerät darf weder auf den Kopf gestellt noch starken Erschütterungen ausgesetzt werden. Alles geht gut, nur nach der Ankunft begegnet uns eine Hürde: Die Ladefläche des Autos, das wir für die Feldarbeit im Nationalpark angemietet haben, ist – trotz vorheriger Absprache – zu schmal und somit auf den ersten Blick ungeeignet …
… aber mit Hilfe des engagierten Teams von Logwin schaffen wir es schließlich, den Wagen "Lautsprecher-tauglich" zu machen und den Subwoofer erfolgreich aufzuladen!
Endlich im 180.000 Hektar großen Addo Elephant National Park angekommen, testen wir als erstes, ob unser Equipment funktioniert – neben dem Lautsprecher sind auch 70 Kilogramm Verstärker und Kabel im Gepäck – und dürfen uns freuen: Alles hat den Transport von Österreich nach Südafrika unversehrt überstanden! In den nächsten Tagen folgen nun Vorbereitungen von Lauten für die Feldarbeit und erste Experimente an freilebenden Elefanten. Fortsetzung folgt …
Das FWF-Projekt "Formantenvariationen und deren adaptive Relevanz bei Elefantenlauten" unter der Leitung von Dr. Angela Stöger-Horwath und Projektmitarbeit von Mag. Anton Baotic vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien läuft seit März 2014 bis Februar 2017. Über ihre Feldarbeit im Addo Elephant National Park in Südafrika im August 2015 berichten die ForscherInnen wöchentlich im uni:view-Dossier "Feldnotizen aus Südafrika".