Sudanesische Eindrücke
| 01. März 2016Seit 18. Februar sind 25 Studierende und acht Lehrende auf Sudan-Exkursion unterwegs. Im zweiten Teil ihrer Erlebnisberichte für uni:view halten sie ihre Eindrücke von Nubien, dem alten Kulturland im Norden des Sudans, fest.
Die nächsten Tage verbringen wir in Nubien, dem alten Kulturland im Norden des Sudans. Als wir nach einer langen Wüstenfahrt zur ersten Ansiedlung kommen, werden wir von einer großen Delegation des lokalen Bezirkshauptmanns empfangen und zum Mittagessen eingeladen – für eine Gruppe von Studierenden ein beachtlicher Empfang. Anschließend geleitet man uns im Konvoi zum Geburtsort des berühmtesten sudanesischen Schriftstellers, Tayyeb Saleh, dessen "Zeit der Nordwanderung" ein Schlüsselroman der modernen arabischen Literatur ist. Sein auf dem Bild zu sehendes Wohnhaus ist unverändert erhalten und heute ein bescheidenes Museum. (Foto: Elisabeth Cerny)
Nubien und der Nil sind untrennbar verbunden, da es hier so gut wie nie regnet und ein Leben ohne den großen Strom unmöglich wäre. Auf einer längeren Wanderung durch die fruchtbaren Äcker und Palmengärten fällt uns auf, dass die Landwirtschaft hier noch immer auf händischer Arbeit basiert. Ein extremer Kontrast dazu ist der Besuch des hypermodernen Meroe-Staudamms, der einen Großteil des sudanischen Strombedarfs deckt. Der Preis dafür war jedoch nicht nur die Zerstörung einer Kulturlandschaft, sondern auch die teils gewaltsame Absiedelung von zehntausenden nubischen Bauern. (Foto: Stephan Prochazka)
Der heilige Bezirk der antiken Stadt Napata am Fuße des felsigen Berges Jabal Barkal war das geistliche Zentrum des Reiches von Kusch – kulturell und landschaftlich ein absoluter Höhepunkt für uns. Im Bild der Tempel des Mut im ägyptischen Stil, hinter dessen Säulen sich der Eingang zu einem in den Berg gehauenen Kultraum befindet. Dieser Sakralraum ist mit fantastischen Bildern geschmückt, welche von den ArchäologInnen in den letzten Jahren von ihrer Rußschicht befreit wurden und in prächtigen Farben leuchten. Zu Sonnenuntergang besteigen wir den Berg, der einen wunderbaren Blick auf Wüste und Niltal bietet. Da an der Westwand eine riesige Düne angeweht wurde, können wir durch den Sand senkrecht hinunter laufen, was uns allen natürlich großen Spaß macht. (Foto: Stephan Prochazka)
Auf der anderen Seite des Flusses liegt das Pyramidenfeld von Nuri, wo fast zwanzig Könige des Reichs von Kusch begraben sind. Wie auf dem Foto zu sehen ist, sind die Pyramiden im Sudan wesentlich steiler als ihre ägyptischen Vorbilder. Michael Zach, Experte für Sudan in der Antike, erklärt uns in sengender Hitze so manch interessantes Detail über die Architektur und die Herrscher, welche diese Bauten errichten ließen. (Foto: Gisela Procházka-Eisl)
Die interdisziplinär ausgelegte Sudan-Exkursion von 18. Februar bis 5. März 2016, organisiert vom Institut für Orientalistik, wird von unterschiedlichen ExpertInnen der Universität Wien begleitet: Michael Zach, Experte für Sudan in der Antike und Kirsten Rüther, Expertin für die Geschichte Afrikas, beide vom Institut für Afrikawissenschaften. Vom Institut für Orientalistik sind mit dabei: George Hatke, Experte für christliches Nubien, Gisela Prochazka-Eisl, Expertin für den Sudan in der Osmanenzeit, Tarek Eltayeb, Experte für Literaturgeschichte (selbst Schriftsteller sudanesischer Herkunft), Gisela Kitzler, Expertin für Alltagskultur und Musik sowie Stephan Prochazka, Experte für Sprache und Volksreligion.
