Reisen im Sudan
| 02. März 2016Insgesamt 25 Studierende und acht Lehrende erkunden zwei Wochen lang den Sudan. Zwei Studierende berichten im dritten Teil für uni:view von ostsudanesischen Bergen, Handelsstädten am Roten Meer und dem "Red Sea Festival for Marketing and Tourism".
Inzwischen sind wir in Arkawit, einem Dorf in den ostsudanesischen Bergen angekommen. Hier herrschen für den Sudan vergleichsweise kühle Temperaturen und die erhöhten Niederschlagsmengen ermöglichen den dort angesiedelten Beja neben Viehzucht auch Regenfeldbau zu betreiben. Diese sind eine größtenteils nomadisch lebende Ethnie, deren Sprachen dem kuschitischen Zweig der afro-asiatischen Sprachfamilie angehören. (Foto: M. Peyrer-Heimstätt)
Im Morgengrauen wandern wir auf den Ğabal as-Sitt, einem Berg, der laut einer lokalen Erzählung nach der Frau eines britischen Gouverneurs benannt ist, die dort jeden Morgen ihren Tee bei Sonnenaufgang einzunehmen pflegte. (Foto: M. Peyrer-Heimstätt)
Ab dem 16. Jahrhundert, als Teile des Sudan unter osmanischer Herrschaft standen, war Suakin eine der wichtigsten Hafen- und Handelsstädte am Roten Meer. Neben dem Export von Sklaven wurden unter anderem auch Gummi Arabicum, Perlen, Pfauenfedern, Goldstaub, Schildkrötenpanzer, Lederhäute und Elfenbein von Südostasien bis in das Osmanische Reich gehandelt. Das florierende Handelsgeschäft erstarb zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als das nur wenige Kilometer entfernte Port Sudan errichtet wurde und zunehmend an Bedeutung gewann. Heute finden wir in Suakin vorwiegend leerstehende Häuser und Ruinen, die Legenden zufolge Dschinne (übersinnliche Wesen) beherbergen. (Foto: M. Peyrer-Heimstätt)
In Port Sudan sind wir zum "Red Sea Festival for Marketing and Tourism" eingeladen. Es werden sowohl von Frauen, als auch von Männern traditionelle Tänze zu sudanesischer Musik vorgeführt, die sich durch schnelle und wechselnde Rhythmen auszeichnet. Wie wir bereits bei einigen Anlässen auf unserer Reise ausprobieren durften, werden die Tänze von schwierigen Schrittfolgen bestimmt, die selbst die talentiertesten unter uns an ihre Grenzen stießen ließen. Im Publikum sitzen Männer und Frauen getrennt voneinander, was uns durch die bunten Kleider der Frauen (tōb) und die traditionell weißen Kleider der Männer (ğalabīya) sofort ins Auge fällt. (Foto: M. Peyrer-Heimstätt)
Auf unserer Reise werden wir immer wieder mit der Armut der sudanesischen Bevölkerung konfrontiert, von welcher 70 Prozent unter der internationalen Armutsgrenze lebt. Besonders in Raststätten erleben wir die oft schwierige Situation der Einheimischen, die dort vom Verkauf ihrer Waren an Durchreisende leben. Neben Obst, Gemüse, Nüssen, traditionell zubereitetem Kaffee und Tee bieten diese auch manchmal Handwerks- und Töpfereiprodukte an. (Foto: M. Peyrer-Heimstätt)
Die interdisziplinär ausgelegte Sudan-Exkursion vom 18. Februar bis 5. März 2016, organisiert vom Institut für Orientalistik, wird von unterschiedlichen ExpertInnen der Universität Wien begleitet: Michael Zach, Experte für den Sudan in der Antike und Kirsten Rüther, Expertin für die Geschichte Afrikas, beide vom Institut für Afrikawissenschaften. Vom Institut für Orientalistik sind mit dabei: George Hatke, Experte für das christliche Nubien, Gisela Prochazka-Eisl, Expertin für den Sudan in der Osmanenzeit, Tarek Eltayeb, Experte für Literaturgeschichte (selbst Schriftsteller sudanesischer Herkunft), Gisela Kitzler, Expertin für Alltagskultur und Musik sowie Stephan Prochazka, Experte für Sprache und Volksreligion.
